Geschichte
Mein Name ist Achim Dobrenz, ich bin Kamerad der Freiwilligen Feuerwehr Retzow und schreibe seit 1994 eine Chronik für unsere Wehr.
Im folgenden wird eine verkürzte Form der Chronik wiedergegeben.
Wer Interesse an weiteren Informationen oder Bildmaterial hat, kann sich gerne an mich wenden.
Die Freiwillige Feuerwehr von Retzow wurde 1934 gegründet.
Im Frühjahr 1934 fand ein Treffen von Retzower Bürgern in der Schankwirtschaft von
Albert Ganzer in der Brandenburger Straße statt.
Ungefähr zwanzig Retzower gründeten dann die Freiwillige Feuerwehr Retzow und traten ihr bei.
Erster Wehrleiter war der Sattler Willi Seeger.
Es waren eine Motorspritze, ein Wagen mit Gerätschaften, wie Verteiler, Schläuche, Strahlrohre etc. vorhanden.
Diese Ausrüstung stand, genauso wie die Feuerwehrschutzkleidung, ca. drei bis vier Monate nach der Gründung der Wehr zur Verfügung. Am Tag der Aushändigung der Ausrüstung wurde auch ein Foto gemacht. Frau Hilde Rulik, Tochter von Mitbegründer Karl Zahn, stellte uns dieses Bild zur Verfügung.
Vergleiche mit anderen Feuerwehren, wie wir sie heute kennen, gab es in den dreißiger Jahren auch schon. So wurden die Feuerwehren z.B. in die Nähe von Kriele gerufen, um dort, wir würden heute sagen einen Löschangriff nass, unter Wettbewerbsbedingungen zu üben.
Sanitätsübungen fanden in der Gaststätte „Zum Birnbaum„ in Ribbeck statt.
Auch Feuerwehrvergnügen wurden damals schon veranstaltet.
Die Gründungsmitglieder unserer Feuerwehr:
Wehrführer Willi Seeger – Sattler, Arthur Hagedorn – Landwirt, Hermann Wolter – Glasermeister, Karl Güthling – Landwirt, Willi Raabe – Gastwirt, Fritz Lerch – Landarbeiter,
Fritz Peterson – Bahnarbeiter, Willi Fehlow – Tischler, Walter Bogs – Vorarbeiter bei Bredow,
Fritz Erdmann – Schuhmacher, Karl Zahn – Maurer, Paul Zabel – Landarbeiter bei Pritzkow,
Max Ludwig – Inspektor bei Wulf, Emil Lade – Fleischermeister, Herr Loie – Geselle bei Sattler Seeger.
Die Feuerwehr von Retzow war seit ihrer Gründung im ehemaligen Lehrerstall der alten Schule vor der Kirche untergebracht. Die nassen Schläuche wurden im gegenüberliegenden Haus im Stallteil zum Trocknen aufgehängt.
Vielen Dank an dieser Stelle an den Mitbegründer der Retzower Wehr Tischler Willi Fehlow,
mit dem ich mich 1996 im stattlichen Alter von 91 Jahren über diesen geschichtlichen Teil unterhalten konnte. Ihm ist außerdem, wie auch Frau Rulik, zu danken, dass die Personen auf dem Gründungsfoto namentlich benannt werden können.
Danke auch an Bruno Blaudzun, von dem ich viele Informationen über die Zeit nach dem Krieg erhalten habe.
Während des Krieges im Jahr 1943 wurde eine HJ - Feuerwehr ( HJ – Hitlerjugend ) aufgebaut. Sie bestand aus älteren Schülern und Lehrlingen. Die Erwachsenen waren ja fast alle im Krieg.
Da Selbelang über viele Jahre ein Ortsteil von Retzow war, gehörten auch beide Feuerwehren bis 1945 zusammen.
Von den Gerätschaften der Feuerwehr war nach dem Krieg nicht mehr viel vorhanden.
Man besaß lediglich eine Motorspritze, ein paar Schläuche und einige Helme.
Als Transportmittel diente ein alter Leichenwagen. Im Jahr 1948 wurde dann wieder ein erster Feuerwehranhänger angeschafft. In diesen Jahren hatten immer ein bis zwei Bauern Gespanndienst für die Feuerwehr, so dass diese dann bei einem Einsatz ein Pferd vor den Wagen spannten.
Zu den Kameraden die nach dem Krieg in der Feuerwehr länger aktiv waren zählten:
Fritz Oltersdorff – erster Wehrleiter nach dem Krieg für ca zwei Jahre
Richard Blei – nächster Wehrleiter nach dem Krieg für ca. zwei Jahre
Waldemar Zimmermann – nächster Wehrleiter auch für ca. zwei Jahre
Hermann Müller – nächster Wehrleiter bis ca 1950 bis 1959
Gerhard Hostmeyer – Wehrleiter von 1959 bís 1970
Kurt Pritzkow, Bruno Blaudzun, Albert Uhlich, Julius Pekrul, Ernst Wendland,
Hans Kwiatkowski, Leo Bansemeier, Adolf Pekrul, Gerhard Hobohm, Wilhelm Stange, Siegmund Stange, Sigmund Zimmermann, Ortwin Ullrich.
Von den vielen Einsätzen unserer Wehr in den ganzen Jahrzehnten will ich nur einige wenige beispielhaft nennen:
Im Sommer 1947 brannte eine Scheune der Familie Wulfen in Selbelang und zwar direkt an der Hamburger/ Ecke Selbelanger Weg. Ausgelöst wurde dieses Feuer wahrscheinlich durch die mit Kohle zu befeuernde Lok der Kleinbahn. Man ging davon aus, dass Funkenflug der verbrannten Kohle den Brand auslöste.
So ab Anfang der sechziger Jahre ( von einigen hier genannten auch schon früher ) wurde die Feuerwehrarbeit getragen von :
Gerhard Horstmeyer – Wehrführer
Bruno Blaudzun, Kurt Pritzkow, Hans Kwiatkowski, Leo Bansemeier, Albert Uhlich,
Walter Runge –Wehrleiter von 1970 bis 1990
Wenzel Preißler, Dieter Wolter, Bernd Erdmann, Erhard Pritzkow, Günter Quandt,
Kurt Huhn, Heinrich Stumpp, Werner Dobrenz, Johannes Renz, Helmut Horstmeyer, Reinhard Wendland, Alfred Zerbin.
1963 brannte der Schweinestall im Selbelanger Weg. Zur Mittagszeit schlug bei einem Sommergewitter der Blitz in das gerade wegen Schweinepest neu sanierte Gebäude ein.
Drei Ehefrauen von Kameraden treten in den Siebzigern der Feuerwehr bei.
Christel Pritzkow ( 1971 ), Ilse Dobrenz ( 1971 ), Margrit Runge ( 1977 ).
1974 wurde hinter dem Feuerwehrdepot ein Schlauchturm zum Trocknen der Schläuche aufgestellt.
1979 wurde ein zweites Tor ( das rechte ) in unser Feuerwehrhaus eingebaut. Außerdem ist dann gleich noch die Vorderfront neu verputzt worden.
Ab Anfang der Achtziger wurden die älteren Kameraden von folgenden jüngeren Kameraden unterstützt:
Wilfried Preißler – später dann Wehrleiter von 1990 bis 1999
Alfred Heustädter, Andreas Runge, Michael Wolter, Achim Dobrenz, Eike Pritzkow,
Matthias Pritzkow ( ab 1988 ).
In den Jahren 1987 bis 1990 wurde unser neues Feuerwehrdepot, unter der Regie von Wehrleiter Walter Runge, gebaut. Mit Unterstützung der LPG und vielen freiwilligen unbezahlten Stunden der Kameraden unserer Feuerwehr, konnten wir 1989 in unser neues Domizil einziehen.
Im Jahre 1988 ereignete sich ein folgenschwerer Verkehrsunfall in der Kurve am Schloss.
Ein mit Flugzeugtreibstoff beladener Tankanhänger der NVA kippte um und es liefen mehrere Tausend Liter Kerosin auf die Straße und über die Straßenentwässerung dann in den Bäckerpfuhl. Die Armee übernahm das Kommando zur Beseitigung des Schadens.
Ein abbrennen des Treibstoffes auf dem Bäckerpfuhl führte dazu, dass die Flammen auf ein Nebengebäude des Anwesens Oltersdorff übergriffen. Da unsere Feuerwehr vor Ort war, konnte der Brand aber schnell gelöscht werden. In der Folge entschied dann der Krisenstab unseren Bäckerpfuhl komplett auszubaggern.
Im August 1989 kam es durch extrem starke und lang anhaltende Regenfälle, besonders im Grünen und Schwarzen Weg zu Überschwemmungen.
Das Wasser war aus Richtung Wald, die nach Retzow hin geneigten Felder, hinunter gelaufen. Etliche Tiefgaragen der Einfamilienhäuser standen bis zu einem Meter unter Wasser.
Anfang und Mitte der Neunziger kamen folgende Kameraden hinzu:
Klaus Stolle, Fred Grewe, Volker Janik
Anfang des Jahres 1990 bekommt unsere Feuerwehr erstmalig ein eigenes Feuerwehrauto.
Es ist ein Robur LO 200/LF8.
Nach der Wende wurde die Betriebsfeuerwehr des Förderanlagenbaus Falkensee aufgelöst.
Für einen symbolischen Preis von 50 DM haben wir das Fahrzeug bekommen.
Bis dahin gab es immer „Annspanndienste“ für unsere Feuerwehrwagen. Ganz früher mit Pferden, dann mit Traktoren und zuletzt mit LKW`s.
1994 kommt es nach langer Unterbrechung wieder zur Gründung einer Jugendfeuerwehr hier bei uns in Retzow.
Die letzte und wohl auch einzige bis dahin betreute unser leider schon vor einige Jahren verstorbener Kamerad Wenzel Preißler von 1974 bis 1978.
Die Kinder sind sehr begeistert bei der Sache. Die Truppe wächst in den folgenden Jahren bis auf 16 Kinder an. Geführt werden die Jungen und Mädchen von Jugendfeuerwehrwart Alfred Heustädter. Unterstützt wird er vor allem von den Kameraden Klaus Stolle, Michael Wolter, Matthias Pritzkow und Achim Dobrenz.
Des weiteren kommt es in diesem Jahr erstmalig zur Gründung einer Frauenmannschaft.
Von diesem Jahr an beginnend, mit der Jubiläumsfeier unserer Wehr, nehmen die Frauen regelmäßig mit sehr gutem Erfolg an den Feuerwehrausscheiden teil. Sie stehen aber auch bei Einsätzen ihren Mann bzw. ihre Frau.
Mitglieder der Frauenmannschaft waren: Anita Grewe ( seit 1981 in der Feuerwehr ), Karola Bleis, Petra Heustädter, Hilke Sommerkorn, Grit Stolle, Petra Wolter, Heike Pritzkow.
Im Dezember 1996 kauft unsere Feuerwehr ein zweites Löschfahrzeug.
Es ist ein IFA W50L / LF16.
Dieses Auto hat unter anderem auch einen Wassertank. Gekauft wurde es von der Feuerwehr der Stadt Berlin. Der Kaufpreis betrug 5000 DM.
Am 1. und 2.08.1997 sind sieben Kameraden von uns beim Jahrhunderthochwasser an der Oder im Einsatz.
Ostern 1998 organisiert unsere Feuerwehr zum ersten Mal ein Osterfeuer mit Fackelumzug. Dies wurde zur Tradition und findet seit dem jedes Jahr statt.
Am 1.Mai 1999 organisierte unsere Feuerwehr erstmalig ein Maifest, bei dem auch ein Maibaum aufgestellt wurde und die Retzower Maikönigin gekürt wird. Auch ein Fußballturnier wird dann immer durchgeführt. Diese Veranstaltung wurde ebenfalls zur Tradition und findet jährlich statt.
Seit 1999 ist Matthias Pritzkow unser Wehrleiter.
In der Silvesternacht am 01.01.2000 um 0.28 Uhr wurden wir alarmiert, weil unser Kindergarten brannte.
Mit Hilfe anderer Wehren, insbesondere der aus Selbelang, konnte der Brand trotz des ungünstigen Zeitpunktes unter Kontrolle gebracht werden.
Der Schaden am Gebäude war jedoch erheblich und belief sich auf mehrere Hunderttausend Mark.
Aus unserer „ersten Generation„, der 1994 gegründeten Jugendfeuerwehr, bleiben leider nur Michael Meintzer und Michael Splett übrig. Sie verstärken seit ca. 2000 unsere Wehr.
Auf Initiative der aktuellen Wehrführung wird 2002 unser Feuerwehrverein gegründet.
Er soll die Aktivitäten der Feuerwehr unterstützen.
In der Jugendfeuerwehr übernimmt ab ca. 2006 Kamerad Klaus Stolle immer mehr die Initiative. Seit 2009 sind die jungen Kameraden Christian Link, Marcel Müller, Michael Splett und Kristin Janik für die Jugendfeuerwehr verantwortlich.
Am 08.08.2008 fand die Einweihungsfeier unseres Anbaus an unser Feuerwehrdepot statt.
Endlich haben wir Toiletten, einen Aufenthalts- bzw. Schulungsraum und einen kleinen Werkstattraum.
Die Wehrleiter haben natürlich immer eine besondere Rolle in unserer Feuerwehr eingenommen.
Daher sollen sie hier noch einmal der Reihe nach genannt werden.
Willi Seeger von 1934 bis zum Krieg
Fritz Oltersdorff nach dem Krieg ca 1944 bis ca 1947
Richard Blei ca 1947 bis ca 1948,
Waldemar Zimmermann ca 1948 bis ca 1949
Hermann Müller ca 1950 bis 1959
Gerhard Horstmeyer 1959 bis 1970
Walter Runge 1970 bis 1990
Wilfried Preißler 1990 bis 1999
Matthias Pritzkow seit 1999
Hier nun noch die aktuelle Stärke der Retzower Feuerwehr im Jahr 2010
aktive Kameraden und Kameradinnen: 29
Alters- und Ehrenabteilung: 13
Jugendfeuerwehr: 12
Historische Bilder aus Retzow: